Der König der Löwen – Das Musical

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Citrus

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Der König der Löwen – Das Musical

von Citrus am 28.07.2013 10:09

Der König der Löwen – Das Musical

Letzte Woche Sonntag war es endlich so weit. Nach nahezu jahrelangem Betteln und Nerven hat meine Mutter sich doch endlich erweichen lassen. Zum 16. Geburtstag meines Bruders und meinem näher rückenden Bachelor-Abschluss gab es einen gesponserten Wochenendausflug nach Hamburg inklusive Besuch des König der Löwen Musicals.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass der Hype, der um dieses Musical gemacht wird, mir sehr überzogen scheint. Man kann es sich zwar einmal anschauen. Keine Frage. Aber mehr als einmal muss man es dann auch nicht sehen.

Die Handlung

Zur eigentlichen Handlung muss man wohl nicht viel sagen. Jeder dürfte zumindest schon einmal den Disney-Klassiker als Zeichentrickfilm erlebt haben und mit Simba mitgefiebert haben.

Trotzdem gibt es hier noch eine kurze Zusammenfassung:
Der kleine Löwenjunge Simba wächst als zukünftiger König des geweihten Landes auf – ganz zum Unmut seines bösen Onkels Scar, der alles daran setzt, selbst als König zu regieren. So schmiedet er diverse Pläne um seinen Bruder und seinen Neffen zu erledigen. Als Handlanger bei diesen Mordkomplotten stehen ihm die drei Hyänen Shenzi, Banzai und Ed zur Seite.
Letztendlich gelingt es den vier Bösewichten, den König umzubringen und Simba die Schuld am Tod seines Vaters einzureden. Von seinem schlechten Gewissen geplagt, verlässt Simba das geweihte Land und begegnet den beiden Außenseitern Timon, dem Erdmännchen, und Pumbaa – einem Warzenschwein –, die ihn aufnehmen und „großziehen".
Einige Monate vergehen.
Vom einstig grünen und prächtigen Land rund um den Königsfelsen ist nicht mehr viel übrig geblieben, seitdem Scar das Zepter in der Pfote hält. Auf der Suche nach Nahrung verschlägt es die jungen Löwendame Nala – eine Kindheitsfreundin Simbas – immer tiefer in den abgelegenen Dschungel. Es kommt wie es kommen musste: Sie begegnet ihrem Freund Simba und erste romantische Gefühle bannen sich zwischen den beiden an. Nach etlichem Hin und Her bewegt sie den geflohenen Prinzen dazu, zurück in sein Reich zu kehren und Scar zu vertreiben.

Obwohl sich das Musical doch recht genau an der ursprünglichen Handlung orientiert, gab es in meinen Augen doch ein paar Kleinigkeiten, die man ohne mir ersichtlichen Grund hinzugefügt hat und das ganze unnötig in die Länge ziehen. Timons Sturz vom Wasserfall und Scars reges Interesse an Nala bezüglich der fortpflanzung sind solche Punkte, die mich einfach gestört haben.

Die Show an sich

Also eines muss man diesem Musical lassen: Fürs Auge ist wirklich viel geboten. Die Kostüme, das Bühnenbild, das ganze Drumherum ist wirklich beeindruckend.
Allein der Aufmarsch der Tiere zu Beginn der Vorstellung ist gewaltig.
Auch die Musik war fast durchgehend gut umgesetzt.

Anfang.jpg

koenig-der-loewen.jpg 

Wo es aber wirklich verdammt gehakt hat, war die Aussprache der Schauspieler.

Wer dem Film nichts auswendig mitsprechen kann, wird den Dialogen und Monologen Mufasas und des erwachsenen Simbas kaum folgen können. Mein Bruder und meine Cousine haben mich mehr als einmal gefragt, worum es denn nun grade ging, weil sie es nicht hatten verstehen können. Das Deutsch der Schauspieler war grottenschlecht.
Es ist zwar verständlich, da sich das Ensemble aus Vertretern vieler Nationen zusammensetzt, aber grade bei den Hauptcharakteren hätte man darauf achten müssen, dass man sie auch versteht.
Da es sich bei dem Stück eben auch um eine dreistündige Vorstellung handelt, hat man irgendwann einfach keinen Bock mehr, dem unverständlichen Gequassel zu folgen. Ich selbst – als großer König der Löwen Fan – hab mich dann auch nur noch stumpf berieseln lassen. Es war auf Dauer einfach zu anstrengend.

Im Übrigen wurde der Charakter des Rafikis vollkommen verhunzt. Als meine Mutter und ich nach der Vorstellung auf den spinnerigen Mandrill zu sprechen kamen, hat meine Cousine erst einmal nachgefragt, was dieses Tier überhaupt darstellen sollte. Seinen allbekannten Spruch „Asante sana, matsch banana, we we nugu, mi mi apana" hatte man durch anderes Kauderwelsch ersetzt.
Wieso?
Keine Ahnung.

Kleines Fazit

Im Großen und Ganzen war das Musical allerdings in Ordnung. Man kann es sich zumindest mal ansehen, sollte jedoch keine allzu großen Erwartungen haben. 

    

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Desmodenia
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Re: Der König der Löwen – Das Musical

von Desmodenia am 03.08.2013 02:47

König der Löwen. Hm ja. Du merkst sicherlich, wie die Begeisterungsstürme bei mir ausbleiben. Wir hatten damals jedoch etwas mehr Glück mit den Darstellern. Diese konnten sich zumindest noch auf Deutsch artikulieren und so gesehen stünde einem weiteren Besuch, trotz der vielen Pannen in der Umsetzung der Geschichte, nichts im Wege, wenn.... ja, wenn das Ensemble, wie man immer wieder hört, nicht so grottig und teilweise furchtbar unverständlich singen würde.
Man erwartet jetzt nicht unbedingt von einem Musicalsänger anderer Nationalität ein geschliffenes Deutsch und manchmal darf es auch etwas "nuschelig" rüberkommen, aber für die Moneten, die einem für den Besuch des Stückes aus der Tasche geleiert werden, darf man erwarten, dass das Gebrubbel klar als Deutsch zu verstehen ist. Unsere Muttersprache ist nicht leicht, aber es bestürzt mich doch sehr, wenn ich das lesen muss, wie das Ensemble nur noch dahinlallt als hätte es 4,5 Promille im Blut. Darüber kann dann meiner Meinung nach auch nicht mehr die bombastische Atmosphäre und das tolle Feeling des Disney Klassikers hinwegtäuschen. Wenn man jedes zweite Wort erraten muss, geht die Stimmung flöten. Zumindest geht es den erwachsenen Zuschauern so. 

Enttäuscht war ich auch von der Umsetzung und/oder Interpretation einiger Charaktere. Scar ist nicht so trocken arrogant wie er es laut Grundidee sein muss. Die Stimme des Darstellers transportierte die fiese Art dieser Figur in keinem Satz! Scar ist zudem ein Einzelgänger, interessiert sich für nichts und niemanden, er hat keine Werte und keine emotionalen Beziehungen zu irgendjemandem. Und dann baggert diese wichtige Schlüsselfigur, die dem Zuschauer soviel vermitteln soll, auf einmal Nala an!? Was?? Warum? Das ist in sich absolut nicht schlüssig! Und fragt sich wieso er nie so viel Liebe wie sein Bruder bekommen hat!? Nein! Einfach nein! Das fragt sich diese Charaktere ganz sicher nicht. Denn er ist ein Fiesling. Dafür bezahlt er auch am Ende mit seinem Leben! Was vermittelt es denn sonst bitte den Kindern? "Du hast zwar Ansätze von gutem Denken und eigentlich weisst du, dass du etwas falsch machst, aber das reicht heute nicht mehr. Dein Leben ist verwirkt." Sicher nicht! Diese fehlende Konsequenz in der charakterlichen Umsetzung reißt alle Bedeutung in Stücke.

Timon und Pumba wurden überdeutlich auf lustig getrimmt. Unterschwelliger Witz macht eigentlich deren Charme aus. Das wurde wohl einfach für die besonders Dummen unter uns verworfen. Es muss am besten noch eine Applaus-Leucht-Reklame aufblinken, damit auch alle wissen, dass ein Witz gefallen ist. Timon ist ein Choleriker und ein in den Tag lebender Eigenbrödler, das macht ihn so witzig. Witze in der Form macht er einfach nicht. Punkt.
Rafiki..... Rafiki!!!!!  Rafiki ist zwar mal albern im Film, aber großer Gott, dass darin direkt wieder das Potenzial volksbelustigender Theaterschmierenkomödie entdeckt wird, das darf doch nicht sein! Er ist weise und ist präsent durch weniger Präsenz! Das kann man im Musical getrost vergessen!
Simba war die Hölle! Das Stück soll das zerreißende Zermürbnis zwischen Verantwortung, Gleichgültigkeit, Vergessen, Erinnern, Spaß und Ernst des Lebens und die Beziehung zu Familie und Freunden darstellen. Deswegen hängt Simba im Film faul in Lianen und will nichts hören vom König-sein! Aber nein.. Im Musical muss er natürlich auf den Trichter kommen, dass er rastlos und unruhig eine Lücke in seinem Leben füllen will. FALSCH! Dann spielt die Schlüsselszene um den Kontakt mit seinem Vater in den Sternen einfach keine tragende Rolle mehr!

Alles in allem, blieb bei mir nach dem Besuch ein dumpfes Gefühl und ich fragte mich auf dem Weg nach Hause, ob ich denn nur wütend sei, dass der Film nicht 1:1 übernommen wurde, aber das war es nicht. Die fehlende Konsistenz, das Vermischen von erzählerischen und schauspielerischen Leistungen, dass alles gesagt, nichts mehr entdeckt werden kann, dass kein Handeln einer Figur mehr logisch zur Entwiclung der Geschichte passt, das macht mich wütend.
Also wieso laufen immer wieder Ströme von Menschen in diesen Pfusch?

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.08.2013 03:07.

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