Die PID - Gentests an Embryonen

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Desmodenia
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Die PID - Gentests an Embryonen

von Desmodenia am 21.08.2011 00:20

Mit nun 329 von insgesamt 595 Stimmen entschieden sich die Abgeordneten des Bundestags für die Zulassung der umstrittenen Gentests an Embryonen.

Ins Rollen kam die Diskussion, als sich ein Arzt in Berlin beschloss sich selbst anzuzeigen. Dieser Arzt fand unter acht künstlich befruchteten Eizellen vier defekte, die er auf Wunsch seiner Patientin entfernte, um gesunden Nachwuchs garantieren zu können. Eine der Frauen bekam daraufhin auch ein gesundes Mädchen, nachdem diese drei Fehlgeburten erlitten hat.
Allerdings existiert ein Embryonenschutzgesetz, das besagt, dass ein solches Handeln als Verstoß gilt, da die befruchtete Eizelle schon als Embryo gilt und somit das Recht auf Leben zerstört wird. Allerdings sehen Befürworter dies anders – Eltern haben die Hoffnung gesunde Kinder, ohne die Angst haben zu müssen, dass der Nachwuchs Behinderungen erleidet, wie z. B. durch Erbkrankheiten, auf die Welt zu bringen. Gerade für die, die schon seit mehreren Jahren versuchen ein Baby zu bekommen, oder eben wie die Frau, die schon drei Fehlgeburten durchleben musste, ist das mehr als ein Segen.

Kurz dazu einige Informationen:

Bei der künstlichen Befruchtung werden immer mehr Eizellen befruchtet als eingesetzt. Es sterben also immer befruchtete Eizellen ab. Bei der Präimplantationsdiagnostik (kurz genannt PID) werden die Eizellen, die eingesetzt werden, gezielt ausgewählt.
Wie bereits erwähnt werden dadurch die befruchteten Eizellen auf mögliche Defekte untersucht. Dem geht eine künstliche Befruchtung außerhalb des Mutterleibs voraus. Zeigt sich dabei eine mögliche Krankheit, wird die befruchtete Eizelle gegebenenfalls nicht in den Mutterleib eingesetzt. Das bleibt dann natürlich die Entscheidung der Eltern.
Die PID kann vor allen die Chromosomen in den Eizellen untersuchen, eben wie bereits oben erwähnt, wenn man unter einer Erbkrankheit leidet. Im Übrigen lassen sich veränderte Gene, wie beispielsweise Muskelschwund, Lungen- und Stoffwechselkrankheiten oder Bluterkrankheit feststellen, allerdings ist diese Art der Untersuchung viel aufwendiger als die normale Untersuchung der Chromosomen.

Stellt sich nun die Frage, wie man diese Entscheidung sehen will.

Das PID hat natürlich seine Vor- und Nachteile:

Wir haben eigentlich nicht das Recht über Leben und Tod zu entscheiden. Wenn man sich ein Kind wünscht geschieht dies aus Liebe. Eine Person, die einen Gendefekt in sich trägt muss damit rechnen, dass auch der Nachwuchs damit belastet werden kann. Man könnte natürlich dann sagen: Wer ein Kind will, soll es auch so lieben wie es ist.
Ich persönlich denke ebenfalls, dass wir eigentlich nicht das Recht haben über Leben und Tod zu entscheiden. Wir mischen uns allgemein schon zuviel in die Natur ein, es ist einfach nicht mehr natürlich.

Dennoch bin ich für diese Tests, aus folgenden Gründen:

Denn seien wir mal ehrlich, für die, die ein Kind haben, sich eins wünschen oder in diesem Moment mal mit dem Verstand und den Herzen denken: Es würde eine Mutter und einen Vater einfach zerreißen, wenn man sich, eventuell auch nach mehreren Versuchen, endlich darauf einstellen kann, dass bald das größte Glück auf Erden in einer Ehe oder Beziehung ins Haus „zieht" – ein Kind. Man malt sich innerlich vor, wie die Tochter oder der Sohn aussieht, stellt sich vor wie es ist mit ihr Puppen oder mit ihm Fußball zu spielen und diesen Augenblick der vollkommenen Perfektion zu erleben.

Wenn dann die schreckliche Nachricht kommt, dass das Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommt: Wer von uns würde innerlich nicht zerrissen werden, verzweifeln? Ich möchte nicht behaupten, dass man dadurch sein Kind weniger oder gar nicht liebt, allerdings ist ein Leben, so wie man es sich das vorstellt, einfach nicht möglich. Man sieht dieses kranke Kind, dass nie ein Leben so führen kann wie ganz normale Menschen. Das heißt zwar im Umkehrschluss nicht, dass dieses Kind nicht glücklich sein kann, aber es würde alles angenehmer sein, da wäre ich ehrlich. Es ist aufwendiger und auch kostspieliger. Wir kennen ja alle die netten Herrschaften bei der Krankenkasse, die bei jedem Antrag direkt bocken. Es ist einfach teuer, für manche eventuell auch zu teuer.
Mir tun diese Kinder und Jugendliche einfach total leid.

Ich selbst würde mich als Mutter dafür entscheiden einen solchen Test zu machen, wenn ich die Befürchtung hätte, dass mein Kind mit eventuellen Behinderungen auf die Welt kommen könnte. Man würde sich zwar mal wieder in Mutter Natur's Arbeit einmischen, aber ich denke in diesem Fall wäre mir das als Mutter einfach und schlicht egal.

Was denkt ihr darüber? Wie würdet ihr Euch eventuell entscheiden?

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.08.2011 23:38.

Katta

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Re: Die PID - Gentests an Embryonen

von Katta am 24.08.2011 11:55

Ich bin ganz klar für PID bei Paaren, die Erbkrankheiten in der Familie haben oder generell ein höheres genetisches Risiko für gewisse Krankheiten. In meinen Augen ist es nur allzu natürlich und menschlich, dass man sich ein gesundes Kind wünscht. Wie das genau für Eltern sein muss, kann ich nicht sagen, ich bin keine Mutter, aber ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass es eine extreme psychische Belastung sein muss, zu wissen, dass das eigene Kind niemals ein "normales" Leben führen kann.

Zu den ganzen Einwänden von wegen Leben zerstören, kann ich nur sagen, dass das Augenwischerei ist. Abtreibungen sind bis zur 12ten Woche legal und da ist schon mehr Mensch da, als bei einer Eizelle. Wieso darf man dann nicht auch den Anspruch haben von Anfang an ein gesundes Kind zu haben? Immerhin treiben einige Frauen ab, wenn sie erfahren, dass das Kind behindert zur Welt kommt.

Wie gesagt, bei Paaren mit Erbbelastung finde ich es durchaus legitim.


   

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Desmodenia
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Re: Die PID - Gentests an Embryonen

von Desmodenia am 25.08.2011 18:56

Es ist das gute Recht der Eltern sich ein gesundes Kind zu wünschen und, wenn die Möglichkeit besteht, die auch bewerkstelligen zu lassen. Behinderte Kinder sind eine Belastung für beide Elternteile und nicht wenige Ehen sind daran zerbrochen.

Sicherlich ist es ein Eingriff in die Natur, doch kann es auch nicht natürlich sein ein Kind groß zu ziehen, welches unter Erbkrankheiten leidet und unter natürlichen Bedingungen auch nicht überlebt hätte. Nehmen wir doch mal die spina bifida (der "offene Rücken" im Volksmund) diese Kinder sterben an den unterschiedlichen Begleiterscheinungen dieser Behinderung. So grausam das auch klingen mag, würden diese Kinder unter die "natürliche Selektion" fallen und nur unserer modernen Medizin ist es zu verdanken, dass die Betroffenen überleben, doch sind sie für den Rest ihres Lebens an auf Hilfeleistung angewiesen.

Jetzt kann man natürlich fragen: Ist ein Leben in dauerhafter Abhängigkeit von der Unterstützung anderer Menschen lebenswert? Mich als Mutter würde es innerlich zerreißen, wenn ich wüssten, dass mein Kind niemals selbsständig sein Leben gestalten kann. Stellt uns unsere eigene Moral da nicht selbst ein Bein? Irgendwie verwischen die Grenzen zwischen unnötiger und notwendiger Grausamkeit und so gesehen blickt doch keiner mehr durch, was richtig und was falsch ist.

Wir Menschen können viel bewerkstelligen und ich finde es humaner Eizellen mit bereits vorhandenen Erbschwächen auszusieben. Im Sinne der Eltern und des kleinen Zellklümmpchens, welches mal ein Mensch werden soll.

Andererseits sind mit der PID auch Tür und Tor für sämtliche Utopien geöffnet. Manch einer mag lachen, doch ist die Wahrscheinlichkeit der Züchtung von "Supermenschen" kein reines Si-Fi mehr. Mit jeder Wissenschaft, auch wenn sie eigentlich auf das Gute abziehlt, lässt sich Schindluder betreiben. Spinner und korrupte Wissenschafler gibt es genug und ich will nicht wissen, was in den Genlabors dieser Welt im Reagenzglas bereits herumkeimt.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.08.2011 18:58.

Katta

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Re: Die PID - Gentests an Embryonen

von Katta am 25.08.2011 19:08

Andererseits sind mit der PID auch Tür und Tor für sämtliche Utopien geöffnet. Manch einer mag lachen, doch ist die Wahrscheinlichkeit der Züchtung von "Supermenschen" kein reines Si-Fi mehr. Mit jeder Wissenschaft, auch wenn sie eigentlich auf das Gute abziehlt, lässt sich Schindluder betreiben. Spinner und korrupte Wissenschafler gibt es genug und ich will nicht wissen, was in den Genlabors dieser Welt im Reagenzglas bereits herumkeimt.

Das ist auch meine Sorge bei der ganzen Sache, daher finde ich, man sollte es eben auf diese Personenkreis einschränken, um lediglich die Krankheiten auszusieben.

Jetzt kann man natürlich fragen: Ist ein Leben in dauerhafter Abhängigkeit von der Unterstützung anderer Menschen lebenswert? Mich als Mutter würde es innerlich zerreißen, wenn ich wüssten, dass mein Kind niemals selbsständig sein Leben gestalten kann.

Wäre ich in so einer Situation würde ich mir wohl am meisten Gedanken machen, was mit meinem Kind passiert, wenn ich sterbe würde. Das muss doch unendlich grausaum sein.


   

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Desmodenia
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Re: Die PID - Gentests an Embryonen

von Desmodenia am 25.08.2011 19:12

Wäre ich in so einer Situation würde ich mir wohl am meisten Gedanken machen, was mit meinem Kind passiert, wenn ich sterbe würde. Das muss doch unendlich grausaum sein.

Nicht nur das. Als Mutter gibt man sich für das Leiden seines Kindes immer selbst die Schuld. Da kann man nix gegen machen, das ist einfach eine ganz natürliche Reaktion, auch wenn der logische Verstand dagegen spricht. Mütter denken zuerst mit dem Herzen. Man macht sich emotional selbst zur Schnecke.

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