Assassins Creed
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Assassins Creed
von Desmodenia am 02.06.2012 15:44Anlässlich der mittlerweile für 10 Euronen erhältlichen Version von Assassins Creed, dem Director´s Cut, habe ich mich entschlossen eine kleine Rezenssion für den allerersten Ableger der berühmten wie auch beliebten Meuchelmörder - Klettermaxe - Reihe zu präsentieren.
Jerusalem zur Zeit des dritten Kreuzzuges. Über den Dächern der mittelalterlichen Stadt ruht eine verhüllte Gestalt auf der Spitze der höchsten Kirche. Beobachtet das Treiben, sucht, späht nach Geheimwegen. Dann – als hätte er sein Ziel erblickt - richtet er sich auf. Mit einem schnellen Satz springt er vom Rand des Turmes – hunderte Meter in die Tiefe. Die Sicht verzerrt, seltsame Symbole blinken auf, eine Computerstimme warnt: „Synchronisierungsfehler".
Wie jetzt?
Computer im Mittelalter?
Für all jene, die bisher unter einem Stein gelebt haben: Dank des so genannten Animus kann der junge Barkeeper Desmond auf die Erinnerungen seiner Vorväter zurückgreifen und versetzt sich so zurück ins Jahr 1191 – in die Haut des Auftragsmörders Altair. (sprich: "Al - ta - ier")
Während mehrerer Animus-Sitzungen durchlebt ihr verschiedene Stationen in Altairs Killer-Karriere, auf der Suche nach einem Geheimnis, dass die Menschheit gehörig in Schwierigkeiten bringen könnte. Das Geniale daran: Während dieser interaktiven Erinnerungs-Exkurse dürft ihr stets selbst Hand anlegen und wie eine frisch geschlüpfte Gazelle über die Dächer des Morgenlandes hüpfen.
Wer das Wort Assassine liest, weiß im Prinzip auch schon um sämtliche Gameplay-Mechanismen. Ähnlich wie die Kollegen Garret (Thief) oder Sam Fisher (Splinter Cell) spitzelt, schleicht und meuchelt sich Altair durch unzählige Aufträge, dass es nur so eine Freude ist. Der Missionsablauf ist dabei stets der Gleiche: Zunächst erhaltet ihr von eurem Meister eine Zielperson, die es zu töten gilt. Die nächsten Schritte gelten der Attentatsvorbereitung, die mit dem eigentlichen Mord enden.
Beim ersten Auftrag ist dieser Ansatz auch noch richtig spannend: Meister Al Mualim entsendet Altair nach Damaskus. Dort soll er den machtgierigen Despoten Tamir ausschalten. Also begebt ihr euch in die brodelnde Metropole und stellt Nachforschungen an: Indem ihr Informanten verhört, Gespräche belauscht oder geheime Nachrichten per Taschendiebstahl abfangt, gelangt ihr langsam aber sicher an Tamirs Aufenthaltsort.
Im Gegensatz zur Konsolen - Fassung kann Altair auf dem PC bis zu neun (statt fünf) solcher Investigationsarten ausführen. Neu dabei sind das Dachrennen, bei der ihr innerhalb eines Zeitlimits eine bestimmte Anzahl der Fähnchen sammeln müsst, die Eskorte befreundeter Assassinen, die Marktstandzerstörung und das Ausschalten von Bogenschützen. Um das Attentat auszuführen müsst ihr allerdings nur zwei bis drei dieser Aufgaben erledigen.
Das besondere an Assassin's Creed ist die extrem dichte Atmosphäre: Die Städte Akkon, Jerusalem, Masyaf und Damaskus sind extrem detailgetreu gestaltet, es herrscht emsiges Treiben in den Gassen. Händler feilschen, Wachen patrouillieren, Frauen tragen Wasserkrüge durch die Straßen – und dazwischen: wir. Unerkannt und extrem geschmeidig bewegen wir uns durch die Menschenmengen. Benehmen wir uns hingegen auffällig, tuscheln die Leute, zeigen mit dem Finger auf uns.
Hinzu kommt das überwältigende Freiheitsgefühl: Altair darf beinahe alles erklettern, was der Spieler sieht: Häuserfassaden, meterhohe Kathedralen, Pfeiler – kein Problem für den Spitzenathleten. Mit lediglich zwei Tasten springt ihr über Balken, hangelt an Dachrinnen entlang, hüpft über breite Abgründe. Und dies vor allem derart lebensecht animiert, dass selbst der persische Prinz und Miss Croft im direkten Vergleich ziemlich alt aussehen.
Hier kommt die großartig umgesetzte Steuerung voll zum tragen, die Ubisoft nahezu perfekt von der Konsole auf den PC transportiert hat. Aber Vorsicht: Während der ersten Spielstunde wirkt die Kombination aus Maus und Tastatur zunächst noch ungewöhnlich und verwirrend. Mit etwas Übung geht die (erst auf den zweiten Blick) hoch intuitive Steuerung dann aber beinahe unmerklich in Fleisch und Blut über.
Dass sich spielerisch im Vergleich zur Konsolen-Fassung nichts ändern wird, war schon im Vorfeld anzunehmen. So hält deren größter Kritikpunkt auch auf dem PC Einzug: Die stetig wiederkehrenden Elemente und der stark repetitive Spielverlauf nutzen sich schnell ab. Bereits nach drei Stunden (also dem ersten Einsatz in Damaskus) hat man alles gesehen. Immer wieder sammelt ihr Hinweise, danach folgt das Attentat auf die jeweilige Zielperson. Der Rest: Standardsituationen. Ihr klettert, springt und rennt. Hier ein Informantenverhör, da eine zünftige Prügelei. Sind alle Hinweise gesammelt, stürzt ihr euch auf das Hauptziel. Mission erledigt. Da auch die verschiedenen Städte optisch kaum voneinander zu unterscheiden sind, wirkt die Welt von Assassin's Creed - bei all ihrer vermeintlichen Tiefe - erschreckend austauschbar.
Und: Wo die Freiheit in Assassin's Creed in die Vertikale beinahe grenzenlos ist, wirkt die Welt am Boden doch streng limitiert. Außerhalb der Städte bewegt ihr euch durch enge Levelschläuche, innerhalb der Metropolen gibt es immer blaue Energiebarrieren, die ihr nicht passieren könnt. Erreicht ihr eine der Stadtmauern, ist die Erkundungstour ohnehin beendet. So entpuppt sich die angebliche Freiheit schnell als Mogelpackung.
Das im Spiel viel Zitierte Credo der Assassinen (eben das: "Assassin's Creed" - etwas anderes bedeutet es nämlich nicht) lässt sich in Kurzform in etwa so beschreiben: unauffällig, präzise, hilfsbereit. Komisch, dass man als Spieler zu keinem Zeitpunkt für all zu offensichtliches oder gar selbstmörderisches Vorgehen bestraft wird. Oft beendet ihr Missionen am einfachsten, indem ihr mit gezogener Klinge in die Gegnermeute hechtet und wild drauflos prügelt. Schleichen ist anders.
Schließlich ist das Kampfsystem schlicht zu leicht, als dass man wirklich behutsam vorgehen müsste. Da man jeden Schlag des Gegners blocken kann, ist es fast schon ausgeschlossen selbst getroffen zu werden. Mit einem einfachen Mausklick kann man dann mit etwas Übung noch einen Konterhieb ausführen, der sofort tötet – so stellen selbst Gegnermassen kein Problem dar.
Die Präsentation ist allerdings über jeden Zweifel erhaben: Die Charaktere sind erstklassig animiert, die Spielwelt wirkt durch ihre Detailfülle unglaublich homogen, am Himmel vorbeiziehende Wolken tauchen die Umgebung kurzzeitig in dunkle Schatten, auf freien Feldern schweben winzige Pollen durch die Luft. Für das Tüpfelchen auf der Stimmungs-Spitze sorgt dann der tolle orientalische Soundtrack.
Mein Fazit daher: Wer noch nie ein Spiel in dieser Richtung gespielt hat, findet mit Assassins Creed einen bombastischen Einstieg in das Genre und auch erfahrene Veteranen werden ihre Freude an dem Titel haben, denn trotz aller Kritik ist der allererste Teil der Assassins Creed Saga, welche mit der Geschichte um Ezio Auditore ab Assassins Creed II in eine neue, spektakuläre Runde geleitet wird, einfach grandios und für das Geld garantiert kein Fehlkauf.